Hautprobleme - Wann muss ich zum Hautarzt

Hautprobleme: Wann muss ich zum Hautarzt?

Die Haut ist das größte und schwerste Organ des Menschen. Sie hat vielfältige Funktionen. Die offensichtlichste davon ist sicherlich die der Barriere: Sie schließt unseren Körper nach außen hin ab und verhindert das Eindringen von Krankheitserregern und schützt auch vor Verletzungen empfindlicherer innerer Organe.

Doch zu ihren Aufgaben gehört noch weitaus mehr: Sie beherbergt diverse Typen von Sinneszellen, die Druck, Wärme, Bewegungen und Schmerz registrieren und an unser Gehirn melden. Damit ist sie gleichzeitig auch das vielseitigste Sinnesorgan des Menschen.

Die Haut hat eine enorme Regenerationsfähigkeit. Auch zur Temperaturregulation trägt sie entscheidend bei:

  • “Gänsehaut” bei Kälte
  • Schwitzen bei Wärme
  • die Abstrahlung von Überschusswärme und gleichzeitig
  • das Festhalten der Wärme bei Kälte (durch Regulation der Durchblutung)

Darüber hinaus gehören zur Haut wichtige Sexual- und Sozialfunktionen. Schweißsekretion ihrer Drüsen enthalten Pheromone, Berührungen können Erregung, Zutraulichkeit, Sicherheit und Fürsorge vermitteln. Und wenn wir angesichts von Scham oder Erregung erröten, übernimmt die Haut wichtige kommunikative Aufgaben.

Aus diesem Grund sollten wir stets auf ihre Gesundheit achten. Rein kosmetische Fragen sind zwar für unser Sozialleben und Selbstbewusstsein wichtig, doch das, was unsere Haut für uns leistet, geht weit darüber hinaus.

Hautprobleme sind für viele Menschen alltäglich

Fast jeder Jugendliche macht spätestens in der Pubertät eine Phase durch, in der hormonelle Veränderungen für Pickel sorgen. Doch auch im Erwachsenenleben gibt es keine Ruhe. Von Akne, Infektionskrankheiten bis hin zu Hautkrebs können diverse Probleme auftreten.

Welche davon lassen sich einfach mit Hausmittelchen behandeln und welche bedürfen der Konsultation eines Profis?

In diesem umfangreichen Artikel werfen wir einen Blick auf diverse Gebiete der Hautgesundheit und klären auf, wo ein Arzt eingreifen sollte.

Hautrötungen

Empfindliche Haut als Problem ist weit verbreitet und wohlbekannt. Die Gründe für Hautreizungen sind vielfältig und nicht alle sind banal.
Empfindliche Haut kann besonders auf mechanische Beanspruchung mit Rötungen reagieren.

Was fällt da als Erstes ein? Die Rasur!

Gerade bei der Nassrasur werden nicht nur Haare abgetrennt, sondern auch die oberste Hautschicht drastisch gereizt. Winzige (unblutige) Verletzungen sorgen dafür, dass Inhaltsstoffe von Rasiercreme, Pflegemitteln oder Seifen in die Oberfläche eindringen können. Auch die mechanische Interaktion mit der Haut an sich sorgt für stärkere Durchblutung und kann Rötungen bedingen. Wer mit dem Wechsel auf hautschonende Rasiercremes (oder Lotions) und Rasierbalsam keine Verbesserung erzielt, kann auch Enthaarungscremes für empfindliche Haut oder direkt eine Trockenrasur ausprobieren.

Hautrötungen an sich werden als Erythem bezeichnet. Sie können durch äußere Einflüsse, Sonnenbrand, aber auch Überempfindlichkeiten, allergische Reaktionen und Infektionen oder Entzündungen ausgelöst werden. Diese Fälle werden in späteren Abschnitten gesondert besprochen. Wenn Hautrötungen länger anhalten, auffällige Muster zeigen (gepunktet, schmetterlingsförmig, girlandenförmig) oder besonders großflächig ausfallen und keine naheliegende Ursache (z. B. Unverträglichkeiten oder Sonnenbrand) bekannt ist, sollte ein Arzt konsultiert werden.

Eine Sonderform stellt das Erröten infolge psychischer Belastung dar. Dieser an sich harmlose und weit verbreitete Effekt kann unter besonderen Bedingungen krankheitswertig sein. Wenn immer wiederkehrende Angst und bedrückende Scham mit diesem Vorgang verbunden sind, kann eine Erythrophobie, eine Angsterkrankung, dahinterstecken. Diese kann psychotherapeutisch gut behandelt werden.

Juckreiz

Juckreiz stellt einen der stärksten Sinneseindrücke dar, zu dem der Mensch fähig ist. Hartnäckige Fälle sind für Betroffene noch schwerer erträglich als intensive Schmerzen. Das Gehirn ist nicht in der Lage, diese Botschaft auszublenden. In den meisten Fällen stecken harmlose Ursachen dahinter.

Gereizte oder empfindliche Haut, Mückenstiche: Praktisch jeder hat das schon einmal erlebt. Um die Haut zu beruhigen, können Salben und Cremes mit pflanzlichen Inhaltsstoffen (zum Beispiel Grünteeextrakt oder Weihrauch) und pflegenden Ölen benutzt werden. Ist der Reiz stärker oder länger anhaltend, sind spezielle Hilfsmittel wie Fenistil anwendbar.

Lässt sich der Juckreiz dauerhaft nicht beruhigen oder ist er unerträglich stark, stecken oftmals andere Ursachen dahinter. Einige Infektionskrankheiten sind berüchtigt dafür, stark juckende Läsionen oder Bläschen zu erzeigen.

Auch Allergien, die sich auf die Haut auswirken, erzeugen dramatische Effekte, z. B. bei der Nesselsucht. Der als Pruritus bezeichnete chronische Juckreiz kann ebenso von Nervenerkrankungen, Stoffwechselproblemen, Nieren- und Lebererkrankungen und als Nebenwirkung bestimmter Medikamente verursacht werden. Wenn das Symptom mit Antihistaminsalben nicht mehr zu bekämpfen ist oder über Wochen auftritt, kann ein Gang zum Hautarzt oftmals zu rascher Linderung verhelfen.

Trockene Haut

Ebenfalls stressbedingt kann trockene Haut auftreten. Bei vielen Menschen gehört sie allerdings auch zum normalen Hauttyp dazu. Trockene Haut ist anfällig für Risse, kann ihre Barrierefunktion nicht mehr so gut wahrnehmen, bildet häufiger Schuppen und neigt zu Juckreiz und Rötungen.

Was trocknet unsere Haut aus? Vor allem häufiges Waschen bzw. der Einsatz von Seife ohne anschließendes Rückfetten. Auch Entzündungsreaktionen oder Überempfindlichkeiten sorgen dafür, dass die Haut dünner und empfindlicher wird.

Als erster Schritt sollte also eine Umstellung auf Naturkosmetik und hautberuhigende Inhaltsstoffe gewählt werden. Zusätzlich kann man mit Lotions oder fettenden Cremes dafür sorgen, dass die Haut wieder mehr Feuchtigkeit speichern kann. Unsere Haut verfügt über die Möglichkeit einer natürlichen Selbstregulation, welche durch übertriebene Hygiene gestört werden kann. Menschen aus dem Gesundheitssektor wissen, dass z.B. der Gebrauch von Desinfektionsmitteln auf Dauer ungünstig ist – wenn nicht zusätzlich mit rückfettenden Handcremes unterstützt wird.

So ähnlich sieht es beim mehrmaligen Duschen aus. Wer im Sommer zur Abkühlung duscht, muss nicht jedes Mal die Haut mit Seife oder Duschgel abschrubben, sondern kann einfach das klare Wasser genießen. Zusätzlich können auch sehr kaltes windiges Wetter, starke Sonneneinstrahlung und aggressive Duftstoffe in Kosmetik für eine Hautaustrocknung sorgen.

Die wesentlich problematischere Steigerung der trockenen Haut ist die andauernde und zu starkem Juckreiz, Hautrissen und Entzündungen führende

Neurodermitis

Dabei handelt es sich um eine behandlungswürdige Krankheit, für die Hautärzte verschiedene Herangehensweisen kennen. Oftmals steht Neurodermitis in Zusammenhang mit allergischen Reaktionen. Auch Stress kann die Erkrankung auslösen. Zur Behandlung ist oftmals die Identifikation und Elimination der Ursache unerlässlich.

Dennoch lassen sich bei zahlreichen Fällen keine klaren Gründe finden. Hier hilft nur, die Haut möglichst schonend zu behandeln und bei starken Krankheitsschüben Medikamente zu verwenden, die den Juckreiz und das Aufspringen der Haut unterdrücken können.

Muttermale und sonnenbedingte Hautveränderungen

Muttermale sind Hautwucherungen, die aus pigmentbildenden Zellen entstehen können. Was auf den ersten Blick gefährlich klingt, ist zumeist völlig harmlos und auch kosmetisch kein schlimmer Makel. Bei hellerer Haut treten derartige Pigmentflecken wesentlich häufiger auf als bei dunklem Teint. Die Form und Lage der Veränderung kann sehr unterschiedlich ausfallen: Ob zwischen Ober- und Unterhaut, auf der Oberhaut, flach, gewölbt, etc. – Hautärzte unterscheiden diverse Arten unproblematischer “Schönheitsflecken”.

In den meisten Fällen kann man derartige Makel natürlich wegschminken. Langfristig gesünder ist jedoch Akzeptanz. Wenn Menschen solche Besonderheiten nicht mehr als Fehler, sondern als natürlichen Teil ihres Körpers begreifen, ist viel Selbstbewusstsein und Freiheit gewonnen.

Dennoch sind nicht alle Muttermale harmlos. Insbesondere unter dem Einfluss von UV-Strahlung können sie sich verändern. Dabei kommt es zu Verfärbungen – in der Regel werden die Flecken dunkler – und zu Formveränderungen. Ausgefranste bzw. unscharfe Ränder, asymmetrische Umrisse und veränderliche Formen, Farben und anwachsende Größe können Warnsignale sein.

Auch der Farbton an sich kann wichtig sein – einheitlich braune Flecken sind in der Regel harmlos. Aber wenn sie in verschiedenen Farben schillern, mitunter auch abhängig vom Blickwinkel, ist ebenfalls Vorsicht geboten. Eine Kontrolle auffälliger Muttermale kann durch den Hautarzt erfolgen. Dies ist auch dann angeraten, wenn man sehr viele derartige Farbflecken auf der Haut hat (mehr als 100), wenn es in der persönlichen oder familiären Vorgeschichte bereits zu Hautkrebs kam oder wenn die Immunabwehr durch Krankheiten oder deren Behandlungen geschwächt ist.

Der größte Risikofaktor für Hautkrebs ist UV-Strahlung. Diese energiereiche Sonnenstrahlung kann die DNA unserer Zellen erheblich schädigen. Die so zerstörte Erbsubstanz kann die Zellen unkontrolliert wachsen lassen, weil wichtige Kontrollmechanismen ausgeschaltet sind. Aus diesem Grund gilt für alle Menschen bei längerem Aufenthalt in direkter Sonne der Rat, eine Sonnencreme mit ausreichend hohem Lichtschutzfaktor zu benutzen.

Sonnencremes sollen uns nicht nur vor Sonnenbrand schützen. Dieser ist eine unmittelbare Verbrennungsreaktion und zeitlich begrenzt. Viel wesentlich ist der Schutz vor Hautalterung und Hautkrebs. Dabei muss auf eine ausreichende Wirkung gegen UV-A und UV-B – Strahlung geachtet werden. Mittlerweile ist auch UV-aktive Schutzkleidung verfügbar, die zum Beispiel bei Ausflügen oder am Strand getragen werden kann und mehr Strahlung filtert als bloße Baumwolle. Insbesondere für Kinder sollten diese Maßnahmen nie vernachlässigt werden: Sonnenbrände in jungem Lebensalter erhöhen das Risiko für maligne Melanome enorm.

Allergien

Es gibt verschiedene Formen der Allergie und nicht jede davon wirkt sich unmittelbar auf die Haut aus. Doch allergische Reaktionen gehen meist mit folgenden Symptomen einher: Rötungen, Schwellungen, Juckreiz und Ausschlag, mitunter sogar Entzündungen. Dabei können sich auch Allergene, die nicht direkten Hautkontakt haben, auf diese Weise auswirken.

Zu der gefürchtetsten Form der Allergie zählt der anaphylaktische Schock, eine schwere allergische Kreislaufreaktion, bei der typischerweise auch die Atemwege anschwellen. Diese schlimmste Ausprägung ist kein Fall mehr für den Hautarzt, sondern den Allergologen und muss mit Desensibilisierungsstrategien als Vorbeugung und Notfallmaßnahmen für akutes Auftreten behandelt werden.

Beim Hautarzt landen eher die Betroffenen, die Kontaktallergien z. B. gegenüber Latex, Hautpflegeprodukten, Desinfektionsmitteln, bestimmten Chemikalien oder Metallen haben. Auch Pollen – in Form des Heuschnupfens – können Reaktionen der Haut bewirken. Häufiger als angenommen ist auch die Lichtallergie, die nach dem Sonnenbad zu Reizungen führt. Wichtig ist die Abgrenzung von Infektionskrankheiten und mitunter auch psychosomatischen Stressreaktionen.

Auch hier muss gesagt werden, dass Personen mit sensibler Haut deutlich häufiger zu Allergien neigen: Die vorgeschädigte Barriere sorgt für ein tieferes Eindringen von Allergenen und damit die Möglichkeit des Immunsystems, heftiger auf diese zu reagieren. Zu den Prophylaxemaßnahmen gehört also auch hier eine sorgfältige Hautpflege mit beruhigenden Wirkstoffen, eine ausreichende Rückfettung und der Verzicht auf reizende Zusatzstoffe.

Zur Feststellung einer Allergie genügt nicht allein der Verdacht. Es gibt unterschiedliche Strategien. Die Vermeidung bestimmter Stoffe und das Beobachten der Symptome ist eine davon: Bessert sich bei fehlendem Kontakt mit dem potentiellen Allergen der Zustand der Haut, liegt nahe, dass diese Substanz einen Einfluss hatte. Auch sogenannte Prick-Tests werden häufig durchgeführt. Dabei werden winzige Einschnitte in die Haut vorgenommen, an denen dann Allergieverdächtige Stoffe aufgetragen werden. Bildet sich eine große Quaddel, ist zumindest ein Anfangsverdacht bestätigt. Auch immunologische Untersuchungen des Blutes auf Antikörper gegen bestimmte Allergene sind möglich und wesentlich spezifischer. Doch kann man auch nicht jede Allergie im Blut nachweisen. Zur Behandlung gehört oftmals viel Detektivarbeit und Geduld.

Pickel und Akne

Pickel, unreine Haut und Mitesser sind grundsätzlich eine normale Erscheinung, die jeden Menschen mehr oder weniger stark betreffen kann. Kommt es dabei aber zu Entzündungen, großflächigem oder hartnäckig-dauerhaftem Auftreten ist das Problem behandlungswürdig. An dieser Stelle wiederholen wir nicht sämtliche Tipps von “nicht ausdrücken” über Peeling und diversen Hausmittelchen. Wichtig für den medizinischen Aspekt ist vor allem auch der Leidensdruck: Wenn Pickel so häufig und dicht auftreten, dass die Lebensqualität beeinträchtigt ist, besteht Handlungsbedarf.

Es gibt verschiedene Formen und Grade an Akne – auch die Pubertätsakne trifft Menschen erfahrungsgemäß unterschiedlich stark. Manche Arten der Akne sind Reaktionen auf UV-Strahlung, Umweltgifte, Folgen von Stoffwechselerkrankungen und Genussmittel wie Tabak und Alkohol. Auch die Ernährung hat einen Einfluss auf die Talgproduktion der Haut und die Entzündungsneigung.

Auch bei diesen Problem gilt also, dass der Hautarzt eine sorgfältige Diagnose und Ursachensuche durchführen muss, um nachhaltig zu helfen.

Infektionskrankheiten

Diverse Infektionen können sich auf der Haut abzeichnen. Einige davon werden von Parasiten verursacht, andere von Bakterien, Viren oder Pilzen. Nicht alle von ihnen sind unmittelbar ansteckend, trotzdem sorgen sie bei den Betroffenen für ein großes Stigma.

Hautärzte kennen sich mit allen möglichen Formen der Infektion aus, die von Windelsoor in den ersten Lebensmonaten bis hin zu alterstypischen Hauterkrankungen bei Senioren mit nachlassendem Immunsystem reichen. Darüber hinaus sind sie auch Experten für sexuell übertragbare Krankheiten.

Grundsätzlich sollte man bei Verdacht auf eine derartige Erkrankung den Hausarzt konsultieren, der direkt eine Behandlung beginnen oder eine Überweisung zum Spezialisten vornehmen kann. Häufig handelt es sich um sehr schambehaftete Probleme. Deswegen besteht heutzutage auch die Möglichkeit, online anonymisierte ärztliche Beratung in Anspruch zu nehmen.

Die Verfügbarkeit von Selbsttests, die in professionellen medizinischen Labors ausgewertet werden, ermöglichen dem Patienten viel Autonomie. Dennoch sollte jedem klar sein, dass ein persönliches Gespräch in vertrauensvoller Atmosphäre direkt beim Arzt durch keine Alternative aufgewogen werden kann.

Fazit

Unsere Haut kann ein riesiges Spektrum an Nöten erleiden, die nicht allesamt sofort der Behandlung durch einen Arzt bedürfen. Oftmals können Pflegeprodukte oder Hausmittel schon Abhilfe schaffen. Fallen sie dennoch nicht dem Trugschluss zum Opfer, dass man den Arztbesuch möglichst lang hinauszögern sollte: Bei Entzündungen unklaren Ursprungs, Infektionen und schweren Allergien kann ein rasches Handeln entscheidend sein, um größeren Schaden abzuwenden.

2 Kommentare zu “Hautprobleme: Wann muss ich zum Hautarzt?

  1. Katrin Hegedorn sagt:

    Ich habe auch öfter Hautrötungen mit einem gepunktetem Muster. Da es mich nicht stark beeinträchtigt hat, war ich damit nie beim Hautarzt. Danke für den Hinweis, dass ich das doch mal abchecken lassen sollte.

  2. Will Niemer sagt:

    Vielen Dank für diesen Beitrag zum Thema Hautarzt. Ich habe auch immer sehr unreine Haut aber war noch nie beim Arzt. Es ist interessant, dass Grünteeextrakt und Weihrauch gegen Juckreiz helfen.

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