Tiegel, Flaschen, Spender und co.
Welche Verpackung von Kosmetika ist die Beste?
Die Verpackung (in Fachkreisen auch „Gebinde“ genannt) eines Produktes spielt eine große Rolle.
Und tatsächlich: wenn wir uns in unserem Badezimmer umschauen, sehen wir eine Menge verschiedenster Tiegel, Spender, Tuben und Fläschchen mit allerlei mehr oder weniger kostbarem Inhalt.
Allen gemeinsam ist, dass wir auf Dauer nur von deren wunderbaren Inhaltsstoffen profitieren, wenn der Inhalt auch entsprechend verpackt ist. Umgekehrt kann das beste Produkt nicht halten, was es verspricht, wenn es unglücklich verpackt ist.
Die Hersteller entscheiden bei der Verpackung immer auch nach verkaufsstrategischen Gesichtspunkten. Das Auge „isst“ schließlich mit. Doch der Einfluss der Verpackung geht viel, viel weiter.
Nehmen wir also kurz einmal die rosarote Brille von der Nase und fragen uns, was wir von den „eingepackten“ Produkten erwarten. Natürlich wollen wir, dass es wirkt, dass wir es gut vertragen und dass es möglichst lange haltbar ist. Und auf genau diese drei Parameter hat die Verpackung einen maßgeblichen Einfluss.
Chemische Reaktionen wohin man sieht
Ist es nicht toll, dass die Kosmetikindustrie uns so viele Veränderungsmöglichkeiten bietet?
Die Produkte werden immer innovativer, wirken mehr und mehr in der Tiefe der Haut und versprechen eine erhebliche Hautverbesserung. Mystische Moleküle, wie Radikalfänger, Zellkommunikatoren und Stabilisatoren der hauteigenen Barrierefunktion, ermöglichen eine tiefgehende Anti-Aging-Wirkung.
Bei diesem rasanten Tempo, in dem immer wieder neue, hochpotente Wirkstoffe entwickelt werden, dauert es nicht mehr lange und wir alle können unseren Traum von einem rosig-frischen, ewig-jungen Teint verwirklichen.
Doch die Wirkstoffe, die diese Wunder vollbringen, sind unglaublich schutzbedürftig. Sie reagieren, sobald sie – im wahrsten Sinne des Wortes – das Licht der Welt erblicken. Bis zum Auftragen auf die Haut kann also eine Menge passieren.
Die Wirksamkeit kann sich verändern
Leider sind die wirksamsten Inhaltsstoffe gleichzeitig auch die unbeständigsten.
Insbesondere die Anti-Aging-Waffen Vitamin A, C und E, Peptide (kleine Eiweißbestandteile), Zuckermoleküle, Fettsäuren und Mineralien sind besonders empfindlich gegen äußere Einflüsse.
Sauerstoff und UV-Licht sind dabei Staatsfeind Nr. 1. Beide können Moleküle so verändern, dass deren potente Wirksamkeit über kurz oder lang komplett verloren geht. Ein gutes Beispiel sind die Antioxidantien. Eigentlich sind sie dafür da, die Haut vor aggressiven Sauerstoffmolekülen zu schützen. Werden sie großflächig der Umgebungsluft ausgesetzt, sind sie ganz schnell selber Opfer der Attacke und zerfallen, bevor sie überhaupt auf die Haut gelangen.
Neben Sauerstoff und UV-Licht können auch Wärme und ein ungünstiges Verpackungsmaterial (mit rauher oder reaktiver Oberfläche) jede Menge unerwünschte Reaktionsketten auslösen.
Luft schadet doppelt
Aber die Umgebungsluft schadet nicht nur durch ihren Sauerstoffgehalt. Sobald ein Produkt mit der Außenluft in Berührung kommt, ist es zusätzlich sofort unsichtbaren Keimen ausgeliefert und zwar umso mehr, je größer die Oberfläche zwischen Produkt und Außenwelt ist.
Daher solltest Du immer vorsichtig sein, wenn sich die Konsistenz, Farbe oder der Geruch des Produktes verändert!
Lediglich eine hohe Konzentration von Konservierungsmitteln kann dann noch das Schlimmste (ein rasches Verderben des Produktes, Irritationen auf der Haut) verhindern.
Dass die Haut aber auch auf die Konservierungsmittel empfindlich reagieren kann, fällt dabei einfach unter den Tisch.
Und zuletzt kann die Luft ein Produkt austrocknen. Eine große Grenzfläche zwischen Produkt und Außenluft steigert die Gefahr.
Das Verpackungsmaterial – nicht nur Geschmackssache
Auch das Material der Verpackung (Kunststoff oder Glas), kann einen entscheidenden Einfluss auf das Produkt haben. Manchmal enthält sie sogar mehrere Materialien gleichzeitig.
So liegt bei Verpackungen mit doppelter Wand nicht zwangsläufig eine Mogelpackung vor. Die äußere Wand dient der Dekoration, die innere dem Schutz des Produktes.
Obwohl die Materialien vor dem Einfüllen des Produkts natürlich ausführlich getestet werden, können sie Einfluss auf die Produktqualität nehmen. So können:
- ätherische Öle in Kunststoffe eindringen und sie ggf. sogar anlösen
- Kunststoffen Konservierungsmittel aufnehmen, so dass das Produkt nach längerer Lagerung nicht mehr steril ist
- recycelte Kunststoffe Verunreinigungen in das Produkt abgeben und zu Hautrektionen führen
- Naturkautschukmaterialien Allergene abgeben (Latexallergie!)
- Kunststoffe immer eine gewisse Durchlässigkeit für Sauer- und Wasserstoff (und zwar in beide Richtungen) haben
- Stahlfedern (z.B. bei Airless-Spendern) in feucht-warmer Atmosphäre rosten
- Säuren (wie Vitamin C, Hyaluronsäure) mit der Innenlackierung von Aluminiumbehältern reagieren und lösliche Aluminiumverbindungen bilden (z.B. beim Drücken oder Quetschen einer Tube)
- Durchsichtige Verpackungen lichtabhängige Reaktionen bei empfindlichen Stoffen auslösen
Was muss also eine gute Verpackung leisten?
Eine Verpackung, die die Wirksamkeit und Haltbarkeit (Verträglichkeit) eines Produktes über längere Zeit garantiert, muss also einiges an Mindestvoraussetzungen erfüllen. Sie sollte das Produkt schützen vor:
- Licht
- Verkeimung
- Sauerstoff
- Wärme
- Feuchtigkeitsverlust
- unerwünschten Reaktionen mit dem Verpackungsmaterial
Bei Tiegeln verfliegt der Zauber schnell
Schnell wird klar, dass Tiegel die denkbar ungünstigste Verpackungsvariante ist. So wunderschön sie auch sein können, sie haben die größte Öffnung und präsentieren den Inhalt ungeschützt der gesamten Bandbreite an möglichen Umweltangriffe.
Tiegel finden z.B. Verwendung bei:
- Cremes
- Peelings
- Bodybutter
- Haarmasken
- Lippenpflege
- Rasiercreme
- Make Up
Schon mit dem ersten Öffnen des Deckels wird die Oberfläche des Produktes freigelegt und es beginnt sich qualitativ zu verschlechtern. Licht, Sauerstoff und meist auch die feuchte Wärme des Badezimmers lösen eine ganze Reihe an Reaktionen in ihm aus.
Wenn die Creme dann auch noch mit dem Finger entnommen wird, kann die Party richtig losgehen. Bakterien und Pilze vermehren sich ungehindert nach Herzenslust. Da nützt es uns auch nichts, wenn das Symbol des offenen Tiegels eine Haltbarkeitsdauer nach Öffnung verspricht (z.B. = 12 Monate).
Spatel zur Entnahme und Konservierungsmittel versuchen zu retten, was zu retten ist. Einen 100%-igen Schutz können aber auch sie nicht gewährleisten.
Neben der Haltbarkeit ist bei Tiegeln auch die Wirksamkeit des Produktes besonders gefährdet, da es bei jedem Öffnen ungehindert mit Luft und Tageslicht (UV-Strahlung) in Berührung kommt. Wie gesagt, mögen das die wenigsten Wirkstoffe.
Eigentlich müssten es die Kosmetikhersteller besser wissen, doch nach wie vor werden viele Pflegeprodukte weiterhin in Tiegeln angeboten.
Tuben nicht nur für die Wund- und Heilpflege
Auch Tuben kommen in nahezu allen Bereichen der Kosmetik vor. Dazu gehören die:
- Mund- und Zahnpflege (Zahnpasta)
- Haarentfernung (z.B. Rasiercreme)
- Körper- und Haarpflege (z.B. Duschbäder, Haarkuren)
- Dekorativen Kosmetik (z.B. Make-up, Lippenpflege)
Tuben sind nicht die schlechteste Verpackungsmöglichkeit. Durch die kleine Öffnung kann die Fläche zwischen Produkt und Außenwelt relativ klein gehalten werden.
Allerdings kommt auch hier das Produkt in direkten Kontakt mit Licht, Sauerstoff und Keimen. Und durch das elastische Material und das Abstreifen der Creme mit dem Finger gelangen auch immer wieder Keime in das Produkt.
Da die Grenzfläche aber im Vergleich zu Tiegeln viel kleiner ist, ist auch die Verkeimung und die Gefahr des Wirksamkeitsverlustes viel geringer. Meist findet man daher als Symbol eine Eieruhr, die den Erhalt der Wirksamkeit und Haltbarkeit bei sachgemäßer Lagerung bis zu dem genannten Zeitpunkt garantieren (= mindestens haltbar bis).
Ungünstig ist, dass Tuben gedrückt und gequetscht werden. Die Gefahr, dass sich aus der Innenbeschichtung Stoffe lösen und den Inhalt kontaminieren, kann so nicht ausgeschlossen werden.
Flaschen, Ampullen und Flakons
Flaschen aus Glas, Aluminium oder Plastik findet man unter:
- Duschgels
- Body Lotions
- Cremes
- Shampoos
- Gesichtswasser
- Flüssigseifen
- Körperöl
- Parfum
Glasflaschen/Flakons beinhalten häufig sensible Stoffe wie Eau de Toilette oder Duftöle.
Das größte Problem bei Flaschen, die keinen Spenderaufsatz haben, ist die wohldosierte Entnahme ihres Inhaltes. Zwar ist die Grenzfläche zwischen Produkt und Umgebung beim Öffnen der Flasche relativ klein. Dennoch gelangt ein Teil des Produkts nach Hautberührung wieder zurück in die Flasche und bietet damit Nährboden für eine Verkeimung. Ampullen sind dagegen ein guter Schutz gegen die Verkeimung eines Produktes, da sie i.d.R. Einmalportionen enthalten.
Aluminiumflaschen können zerbeult werden und dabei chemische Reaktionen mit dem Inhalt eingehen. Daher sollte man bei diesen Flaschen immer auf die Unversehrtheit achten.
Flaschen und Ampullen sollten möglichst nicht transparent sein. Durch ungefärbtes Glas können Strahlungen das Produkt erreichen und empfindliche Inhaltsstoffe schädigen.
Unsere Favoriten: Die Airless-Spender
„Airless“ kennzeichnet die luftlose Versiegelung eines Produktes. Bei Airless-Spendern wird das Produkt über einen (treibgaslosen!) Pumpmechanismus freigegeben. Keime, Bakterien oder Pilze haben bei dieser hygienischen und äußerst praktischen Verpackungsart keine Chance. Haut- und Luftkontakt finden erst bei der Anwendung statt. Daher können Hersteller bei der Verwendung von Airless-Spendern weitesgehend auf Konservierungsstoffe verzichten.
Die Spender können so eingestellt werden, dass sie exakt die benötigte Menge freigeben. Die Dosierung ist also besonders sparsam. Auch lassen sie sich nahezu vollständig entleeren. Wieviel Inhalt der Spender noch erhält, ist meist durch einen beweglichen Boden, der bei der Produktentnahme durch Unterdruck nach oben gezogen wird, erkennbar.
Viele Spender sind doppelwandig. Durch den dadurch entstehenden Luftraum zwischen den Wänden wird der Inhalt vor Wärmeeinflüssen geschützt. Ist der Spender gleichzeitig auch noch aus lichtundurchlässigem Material, kann die gleichbleibende Qualität des Produktes gewährleistet werden.
Airless-Spender eignen sich für Produkte unterschiedlicher Dichte (Viskosität). Sie funktionieren sowohl bei dickflüssigeren Gelen, als auch bei wässrigen Seren.
Man findet sie bei:
Nicht ideal ist es dagegen, wenn der Inhalt mit Metall (z.B. einer Feder) in Berührung kommt, da dabei unerwünschte Reaktionen nicht ausgeschlossen sind.
Verpackungen im Vergleich
Da jedes Behältnis seine Vor- und Nachteile hat, stellen wir die gebräuchlichsten noch einmal übersichtlich gegenüber:
- Wichtigste Einsatzgebiete: Cremes, Peelings, Haarmasken, Lippenpflege
- Vorteile: leichte Entnahme, 100%ige Entleerung
- Nachteile: Schnelle Verkeimung, hohe Konzentration an Konservierungsstoffen, Austrocknungsgefahr, nicht geeignet für flüchtige Komponenten, drohender Wirksamkeitsverlust
- Wichtigste Einsatzgebiete: Mund- und Zahnpflege, Haarentfernung, Körper- und Haarpflege, Dekorative Kosmetik
- Vorteile: leichte Entnahme, nur geringe Kontaktfläche zur Umgebungsluft
- Nachteile: bei elastischen Tuben dringen Luft und Keime bei der Entnahme ein, Materialermüdung an Innenfläche möglich
- Wichtigste Einsatzgebiete: Duschgels, Body Lotions, Cremes, Shampoos, Gesichtswasser, Flüssigseifen, Körperöl, Parfum
- Vorteile: leichte Entnahme, nur geringe Kontaktfläche zur Umgebungsluft
- Nachteile: Verkeimung beim Öffnen möglich, Zerstörung lichtempfindlicher Stoffe bei transparenten Flaschen, Aluminiumbehälter
- Wichtigste Einsatzgebiete: Seren, Lotion, Cremes, Peelings, Öl, Parfum
- Vorteile: Haltbarkeit eines Produktes bei gleichzeitiger Reduktion der Konservierungsstoffe, eine nahezu vollständige Entleerung – (bis zu 97%), sparsame Dosierung, eventuell Licht- und Wärmeschutz, gleichbleibende Qualität des Produktes
• vielseitige Verwendungs-möglichkeiten - Nachteile: Spender mit Stahlfedern können mit dem Produkt reagieren
Unsere Produkte
Wir von Youneeq sind immer ganz nahe dran an den Entwicklungen des Kosmetikmarktes. Die Verpackungen unserer Testprodukte gehen in unsere Nutzenbewertung mit ein, damit wir später unseren Kunden eine gleichbleibende Qualität garantieren können.
Wir freuen uns, dass die meisten Hersteller, mit denen wir zusammenarbeiten, ihre Produkte mittlerweile in Airless-Spendern anbieten.
So werdet ihr in unserem Shop auch bevorzugt solche Produkte finden.
Unser Fazit:
Die sicherste Methode, um die Wirksamkeit und Haltbarkeit (also auch Verträglichkeit) von Produkten über einen längeren Zeitraum zu gewährleisten, ist die Verpackung in Airless-Spendern. Idealerweise besitzen sie eine doppelwandige Hülle aus lichtgeschütztem Material.
Doch die Verpackung alleine kann ein Produkt nicht vor dem Verderben schützen. Die Anwender müssen auf einen hygienischen Umgang und die geschützte Lagerung des Produktes selbst achten.
von Esther
Quellen:
Dermaviduals: Tiegel, Tuben, Spender & co, 11.10.2017, 11:22