von Esther
Gesund und schön durch Antioxidantien?
Antioxidantien sind das Verkaufsargument, wenn es um die Anti-Aging-Wirksamkeit von Kosmetika geht. Sie sind auch eine der Gründe, warum wir möglichst viel Obst und Gemüse essen sollten. Innerlich und äußerlich scheinen sie also irgendwie der Schlüssel zur jugendlichen Schönheit zu sein. Viele kennen auch den Begriff, wissen aber nicht so richtig etwas damit anzufangen. Das möchten wir gerne ändern. Denn wer sich ein wenig mit der Bedeutung von Antioxidantien auskennt, kann sie gezielt nutzen.
Antioxidantien und freie Radikale
Stell Dir vor, Du teilst einen Apfel in zwei Hälften. Was passiert, ist, dass die Schnittseiten sich sofort durch den Sauerstoff der Luft braun verfärben. Sie oxidieren. Träufelst Du etwas Zitronensaft darauf, verfärben sich die Apfelhälften nicht. Das Vitamin C aus der Zitrone ist das Antioxidans, das die freien Radikale (den Sauerstoff) neutralisiert. Antioxidantien bekämpfen also freie Radikale. Um die Wirkung der Antioxidantien zu verstehen, müssen wir uns zunächst mit den freien Radikalen beschäftigen. Hierbei handelt es sich nicht etwa um eine politische Gesinnung, sondern vielmehr um äußerst reaktive Moleküle.
Was sind freie Radikale
Freie Radikale sind höchst instabile Moleküle, die anderen Atomen/Molekülen negativ geladene Teilchen (Elektronen) entreissen. Dadurch werden die Geschädigten ebenfalls zu freien Radikalen, die wiederum andere Moleküle attackieren. Es kommen sogenannte Kettenreaktionen in Gang, die der Haut und dem Körper richtig schaden können. Sie zerstören u.a. Eiweiße und Fette von Zellen, Zellmembranen, Blutgefäßen und greifen unsere Erbinformation an. Ungebremst bauen sie unseren Körper ab und wir altern.
Wo kommen die freien Radikale vor?
Die freien Radikale sind ständig in und um uns. Sie entstehen durch:
- Luftverschmutzung/Umweltgifte
- Zigarettenrauch
- Alkoholkonsum
- hohen Blutzuckerspiegel
- Stress und seelische Belastung
- hohe Aufnahme von mehrfach ungesättigten Fettsäuren (Fast Food)
- UV-Strahlung
- Bakterien-, Pilz- oder Virusinfektionen
- stark anstrengenden Sport
Auch unser Stoffwechsel produziert auf natürliche Art als Nebenprodukt freie Radikale.
Freie Radikale und chronische Erkrankungen
Wir wissen um die schädliche Wirkung von Rauchen, Fast-Food und UV-Strahlung. Dass an der Entstehung der Erkrankungen freie Radikale beteiligt sind, ist wahrscheinlich vielen nicht so bewusst. Doch der Zusammenhang zwischen freien Radikalen und erhöhtem Krankheitsrisiko ist bekannt. Typische Krankheiten sind z.B.:
- Stoffwechselerkrankungen, wie Diabetes
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen
- Rheumatische Erkrankungen
- Krebserkrankungen
- Erkrankungen des Immunsystems
- Demenz und Alzheimer
Wie stark wir in unserem bisherigen Leben freien Radikalen ausgesetzt waren, zeigt sich durch die Geschwindigkeit des Alterungsprozesses und einem erhöhten Risiko, an chronischen (Haut-)Krankheiten zu erkranken.
Freie Radikale durch Sonnenstrahlen
Ganz typisches Beispiel für diesen Prozess ist z.B. die Haut derjenigen, die sich häufig ungeschützt (ohne Sonnenschutz) der prallen Sonne ausgesetzt haben. Sie entwickeln meist frühzeitig Falten im Gesicht und im schlimmsten Falle sogar Hautkrebs. Was passiert ist, dass die Schäden an den Zellstrukturen durch die freien Radikale Entzündungsreaktionen zur Folge haben, die zu bleibenden Gewebeveränderungen führen können. Schäden an unserem Erbgut (DNA) sind zum einen für Alterungsprozesse und zum anderen für die Entstehung von Krebs verantwortlich.
Die gute Seite der freien Radikale
Freie Radikale entstehen eigentlich ganz normal und ständig in unserem Körper. Sie haben auch positive Funktionen. So sind sie z.B.:
- wirksam in der Bekämpfung von Erregern
- bei der Energieproduktion
- der Signalübertragung
Insofern muss unser Körper immer ein Gleichgewicht zwischen freien Radikalen und Antioxidantien aufrechterhalten, um gesund zu bleiben. Überwiegen die freien Radikalen jedoch, entsteht oxidativer Stress und wir werden krank.
Die Antioxidantien
Damit wir nicht schutzlos den freien Radikalen ausgesetzt sind, haben wir in unserem Körper ein funktionierendes Schutzsystem aus Antioxidantien, auch Radikalfänger genannt. Sie reagieren ganz unterschiedlich, je nachdem wo die Radikale entstehen und wie energiereich sie sind. Manche Antioxidantien sind ganz spezifisch auf bestimmte Radikale ausgerichtet, andere gänzlich unspezifisch. Unter ihnen befinden sich:
- Enzyme
- Hormone
- Vitamine
- Proteine, Peptide, Aminosäuren
- Säuren
Alle Antioxidantien haben die Eigenschaft, freiwillig ein Elektron abzugeben. Dabei verwandeln sie sich selbst in Radikale, die noch weitere Radikale einfangen und die schädliche Kettenreaktion beenden.
Beautyprodukte mit Antioxidantien
Um dem vorzeitigen Alterungsprozess der Haut entgegenzuwirken, brauchen wir möglichst vielfältige Antioxidantien aus den Wirkstoffen in Pflegeprodukten. Typische Vertreter sind z.B.:
- Hyaluronsäure
- Vitamin E (Tocopherol), Vitamin C (Ascorbinsäure) und Vitamin A (Betacarotin)
- OPC aus Traubenkernextrakt
- Resveratrol aus Wein
- Polyphenol aus Granatapfelextrakt
- Co-Enzym Q10
- Natural Moisturizing Factor (NMF)
- Harnstoff (Urea), Harnsäure
Sie stabilisieren die Struktur des Kollagens in der Haut, reduzieren Falten, straffen die Haut, hemmen Entzündungen und fördern die Wundheilung.
Natürlich kommt Schönheit auch von Innen, das heißt eine ausgewogene Ernährung ist unumgänglich für die Jugendlichkeit der Haut. Umso mehr unterschiedliche, antioxidativ wirkende Stoffe im Körper sind, desto umfassender und effektiver können freie Radikale neutralisiert werden. Besonders viele Antioxidantien befinden sich beispielsweise in:
- Obst und Gemüse
- grünem Tee
- Kaffee
- dunkler Schokolade
- Fisch
Und schließlich helfen auch Bewegung an der frischen Luft und Entspannungsprogramme gegen den oxidativen Stress im Körper.
Antioxidantien als Nahrungsergänzungsmittel
Jetzt könnte man denken: “Ach super, dann nehme ich einfach eine Handvoll Kapseln und schon habe ich meinen Bedarf an Antioxidantien gedeckt.” Leider funktioniert das so aber nicht. So wie es aussieht, können die Antioxidantien ihre schützende Wirkung nur entfalten, wenn sie im Rahmen einer ausgewogenen Vollwertkost-Ernährung aufgenommen werden. Nach Forschungen der europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit können keine isolierten Antioxidantien vor Krankheiten oder vorzeitiger Alterung schützen. Entsprechende Nahrungsergänzungsmitteln sind demnach schlicht wirkungslos, im schlimmsten Falle sogar schädlich/toxisch, wenn sie überdosiert werden. So wird beispielsweise diskutiert, ob ein Übermaß an isolierten Antioxidantien die Entwicklung von oxidativen Schäden, Asthma, Allergien und Übergewicht fördern könnten ( „Antioxidantien-Paradoxon“).
Lediglich isoliertes Zink, Selen, Vitamin C, E und B2 können dazu beitragen “die Zellen effektiv vor oxidativem Stress zu schützen” (siehe unseren Supplement Test).
Der ORAC-Wert
Manche Unternehmen werben auch mit einem sogenannten ORAC-Wert (“Oxygen Radical Absorbance Capacity”), der die antioxidative Wirksamkeit eines Produktes belegen soll. Das klingt auch höchst beeindruckend und sehr wissenschaftlich. Nicht täuschen lassen: Dieser Wert ist ein Laborwert, der sich so nicht hundertprozentig auf den menschlichen Organismus übertragen lässt.
Wenn es zuviel wird
Ebenso wie es den oxidativen Stress gibt, kann es auch ein Zuviel an Antioxidantien geben. Dadurch schlägt das Gleichgewicht des Körpers in die andere Richtung aus und bringt das natürliche Stoffwechselgeschehen aus der Balance. Zu viel Antioxidantien am falschen Ort können schaden, so wie beispielsweise zu viel Vitamin E in Kosmetika. Hierbei wird die antioxidative Wirkung auf eine sogenannte prooxidative umgewandelt, die die Entstehung freier Radikale fördert. Also gilt auch hier, wie so oft: Viel hilft nicht immer viel.
Quellen
Quellen:
Was sind freie Radikale?, in Gesundheitslexikon, abgerufen am 13.02.2020 von http://www.gesundheits-lexikon.com/Orthomolekulare-Medizin-Vitalstoff-Medizin/Oxidativer-Stress-Freie-Radikale/Was-sind-Freie-Radikale-.html
Antioxidantien – Helfer gegen freie Radikale, 08.02.2019 in Verbraucherzentrale: Nahrungsergänzungsmittel, abgerufen am 13.02.2020 von https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/lebensmittel/nahrungsergaenzungsmittel/antioxidantien-helfer-gegen-freie-radikale-10575
Antioxidantien einfach und verständlich erklärt, 05.08.2019 in Lebe pur, abgerufen am 24.02.2020 von https://www.lebepur.com/magazin/antioxidantien-einfach-und-verstaendlich-erklaert/
Dr. Lautenschläger, Hans, Antioxidantien – eine Übersicht, 2013 in Dermaviduals, veröffentlicht in Kosmetik International 2013 (8), 12-15, abgerufen am 25.02.2020 von https://www.dermaviduals.de/deutsch/publikationen/spezielle-wirkstoffe/antioxidantien.html