Täglicher Archiv: Palöl

Palmöl ungesund in Kosmetik

Ist Palmöl ungesund?

Palmöl - für schöne Haut auf Kosten der Umwelt

Palmöl ungesund?

Palmöl ist super für die Haut. Es macht geschmeidig, kann vielseitig eingesetzt werden, ist lange haltbar und beinhaltet viele gute Vitalstoffe. Im Prinzip ist Palmöl also das ideale Öl für die Herstellung von Kosmetika. Warum widmen wir ihm dann ein ganzes Kapitel?

Wir betrachten die Produkte eben nicht einseitig. Die Verwendung von Palmöl in Kosmetika mag zwar dermatologisch in Ordnung sein, aus ökologischer Sicht ist es das aber nicht. Denn Palmöl bezahlen wir mit lebenswichtigen Ressourcen!

Davor wollen wir die Augen nicht verschließen. Also müssen wir uns fragen, ob der Nutzen von Palmöl den Raubbau an der Natur in irgendeiner Weise rechtfertigt.

Palmöl

Palmöl ist ein Allround-Talent. Es steckt in etwa 50% aller Produkte des täglichen Lebens.

palmöl ungesund und schädlich

Allgemein ist der Rohstoff Palmöl:

  • sehr preisgünstig
  • vielseitig einsetzbar
  • bei Zimmertemperatur (unter 23°C) cremig-fest
  • hitzestabil
  • geruchsneutral
  • extrem haltbar
  • Ausgangsstoff für: Tenside (waschaktive Substanzen), Emulgatoren (vermischen 2 nicht mischbare Substanzen), Glyzerin (Feuchtigkeitsspender), Stabilisatoren

Der Nutzen für die Haut

Die reinste Form von Palmöl – das rote Palmöl – ist kaltgepresst, unraffiniert und besonders reich an kostbaren Inhaltsstoffen für die Hautgesundheit:

Gesunde Inhaltsstoffe

Funktion im Organismus

Mehrfach ungesättigte Fettsäuren

• hält Membranen durchlässig und flexibel • Schutz vor UV-Strahlung und Umweltgiften • lindert Entzündungen • unterstützt die Zellteilung

Linolsäure

• unterstützt die Barrierefunktion der Haut • wirkt antioxidativ • wirkt rückfettend • regelt den Wasserhaushalt der Haut

Stearinsäure

• Bestandteil von Nervenfasern und Zellmembranen • verbessert die Zellatmung

Myristinsäure

• Aufbau der Zellmembran

Carotin/Vitamin A (15 x mehr als Karotten)

• wirkt gegen freie Radikale (Zellschutz) • wirkt entzündungshemmend

Vitamin E (Tocotrienole)

• wirkt gegen freie Radikale (Zellschutz) • hilft der Haut zu regenerieren • erhält die Jugendlichkeit und Gesundheit der Haut • Mildert Narben • fördert den Haarglanz

Coenzym Q10

• wirkt gegen freie Radikale (Zellschutz) • sorgt für ein junges Hautbild • wirkt antientzündlich • Stärkt gegen Infektionen

Palmöl ist also ein regelrechtes Allround-Talent.

Das Öl der Kerne eignet sich hervorragend als Trägerstoff für Aromen und Vitamine. Kernöl wird meist zur Herstellung von z.B. Tensiden (waschaktiven Substanzen) genutzt.

Allerdings wird das Öl meist in raffinierter Form weiterverarbeitet, weil nur die die Haltbarkeit und Geruchsneutralität gewährleistet.

INCI-Liste

Ob ein Kosmetikum Palmöl enthält, ist nicht wirklich einfach herauszufinden. Es versteckt sich auch in den Inhaltsstoffen, die indirekt aus Palmöl hergestellt werden (Derivate, wie z.B. wie Tenside und Emulgatoren). Die Derivate enthalten zwar nur noch minimale Anteile des Öls, sind aber trotzdem Teil desselben Kreislaufes. Inzwischen hat Palmöl über 100 „Tarn-Namen“. Und eine Deklarationspflicht für Palmöl gibt es im Bereich der Kosmetik leider nicht.

Für uns Verbraucher ist es daher fast unmöglich, bewusst auf Palmöl-haltige Produkte zu verzichten.

Die folgende Liste ist daher nicht vollständig, sondern dient nur als wagen Anhaltspunkt. Leider entstehen immer wieder Inhaltsstoffe mit neuen Namen.

Gut zu erkennen sind die Palmöle, wenn der Inhaltsstoff den Wortbestandteil “Palm” oder “palmitat” hat, wie z.B. bei:

  • Cetyl Palmitate
  • Hydrogenated Palm Glycerides
  • Palm(itic) Acid
  • Palmate
  • Sodium Palm Kernelate
  • (Sodium) Palmitate

Palmöl oder Palmölderivate verstecken sich aber auch unter Namen, wie z.B.:

  • Cetearyl/Cetyl Alcohol
  • Coconut Butter Substitute/Equivalent (CBD/CBS)
  • Emulsifiers E471
  • Fatty Alcohol Sulphates
  • Glyceryl Laurate/Stearate
  • Pflanzenöl
  • Sodium
  • Isostearoyl Lactylaye
  • Dodecyl Sulphate
  • Lauryl Sulphate/Sulfoacetate
  • Lauryl Sulfoacetate
  • Steareth-2/-20“
  • Stearic Acid

Vorkommen von Palmöl

Palmöl-, Palmkernöl oder Palm-(kern-) ölderivate findest Du u.a. in:

  • Wasch- und Reinigungsmitteln
  • Duschgels
  • Haarshampoos
  • Cremes und Lotionen
  • Eyeliner, Mascara, Lippenstift und andere dekorative Kosmetik
Palmöl ungesund

Palmöl ungesund: Mögliche Schäden/Nebenwirkungen

Bei unserer Recherche im Internet haben wir nichts über die gesundheitlichen Gefahren von Palmöl in Kosmetika herausfinden können. Beschrieben sind nur Erkenntnisse aus der Ernährungsmedizin. Ob diese so 1:1 auf die Kosmetik übertragbar sind, wissen wir nicht.

Sicher ist, dass das Öl in der Regel als raffiniertes Öl weiterverarbeitet wird. Dabei wird es auf über 200°C erhitzt, um die rote Farbe und den speziellen Geruch zu beseitigen. Bei der Raffination entstehen sogenannte Glycidil-Ester.

Die EFSA (Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit) warnt vor diesen Stoffen [Giftige Stoffe in raffiniertem Palmöl]. Sie sollen extrem krebserregend und erbgutverändernd sein (und zwar um das Zehnfache mehr, als vergleichbare Röntgenstrahlung), wenn sie verzehrt werden. Theoretisch reicht sogar bereits ein einziges Molekül Glycidil aus, um den Menschen krank zu machen.

In der Kosmetik geht der Trend immer mehr in Richtung von Stoffen, die tief ins Gewebe eindringen, um effektiver und nachhaltiger wirken zu können. Wir können uns vorstellen, dass z.B. ein tiefenwirksames Anti-Falten-Produkt in Kombination mit den krebserregenden Stoffen aus raffiniertem Palmöl zumindest für junge, empfindliche und entzündliche/irritierte Haut etwas heikel sein kann.

Der hohe Anteil an gesättigten Fettsäuren in Palmöl soll außerdem die Gefäßwände schädigen, wenn das Öl im Übermaß verzehrt wird. Ob die Fettsäuren auch über die Haut bis zu den Gefäßen gelangen und welche Mengen tatsächlich einen schädigenden Einfluss ausüben können, ist fraglich.

Die Schäden aus ökologischer Sicht

Palmöl Umwelt Schäden

Aus ökologischer Sicht ist die Verwendung von herkömmlichen Palmöl katastrophal. Die steigende Nachfrage nach dem Öl ist dafür verantwortlich, dass täglich (!) riesige Regenwälder in der Größe von ca. 300 Fußballfeldern gerodet werden, um noch mehr Platz für Palmölplantagen zu schaffen.

Weltweit sind bereits 27 Millionen Hektar Regenwälder abgeholzt worden. Dadurch werden seltene Tierarten ausgerottet und Naturvölker vertrieben. Unendliche Mengen an Pestiziden werden in die Erde geleitet und die Werte von klimaschädlichen Gasen schießen immer mehr in die Höhe.

Alternativen zu Palmöl

Aufgrund seiner vielen guten Eigenschaften ist Palmöl nicht so einfach zu ersetzen. Und da es sowieso schon ein Naturprodukt ist, kann es auch in zertifizierter Naturkosmetik enthalten sein.

Manche Kosmetikhersteller greifen auf Sonnenblumenöl, Rapsöl oder Kokosfett zurück. Um den weltweiten Bedarf zu decken, bräuchte man aber für den Anbau von Sonnenblumen oder Raps und co noch viel mehr Fläche als ohnehin schon für die Ölpalmen.

Bisher können wir nur darauf achten, dass das verwendete Palmöl schonend, nachhaltig und sozial verträglich gewonnen wurde.

Woran erkenne ich “faires” Palmöl?

Palmöl, für das keine Regenwälder gerodet wurden, können wir an dem RSPO-Siegel (Roundtable on Sustainable Palm Oil) erkennen. Das Siegel sagt aus, dass für die Ölgewinnung:

  • keine Primärwälder und ökologisch wertvolle Waldflächen gerodet wurden
  • gefährdete Tier- und Pflanzenarten, Wasser, Boden und Luft geschützt bleiben
  • Landnutzungs- und Eigentumsrechte berücksichtigt wurden
  • Kinderarbeit ausgeschlossen bleibt
  • Kleinbauern gefördert wurden
  • die Plantagen durch unabhängige, autorisierte Prüfer überwacht wurden.

Bei dem „Mass Balance – Model“ wird nach einem vorgegebenen Verhältnis zertifiziertes und nicht-zertifiziertes Palmöl gemischt und kann dann vom Hersteller mit „mass balance“ oder „MB“ gekennzeichnet werden.

Unsere Empfehlungen – Produkte ohne Palmöl

Ohne Palmöl haben wir folgende Produkte erfolgreich getestet und können diese uneingeschränkt weiterempfehlen (der Link führt zu den jeweiligen Testberichten):

Unser Fazit

Bei der Verwendung von Produkten mit Palmöl brauchen wir uns wohl weniger Sorgen um unsere Gesundheit zu machen. Ganz sicher geht, wer Produkte mit nicht-raffiniertem Palmöl (rotes Palmöl) nutzt. Darin sind alle gesunden Inhaltsstoffe des kostbaren Öls enthalten. Die Verwendung von Bio-Produkten garantiert nicht automatisch, dass kein Palmöl verwendet wurde.

Im Sinne der Ökologie sind wir als Konsumenten gefragt, denn die Nachfrage bestimmt den Markt! Jedes gekaufte Produkt, das herkömmliches Palmöl enthält, trägt zum Raubbau an unserer Erde bei. Bevor Du also ein Produkt kaufst, achte auf die Verwendung von zertifiziertem Palmöl oder die Bezeichnung „Palmöl-frei“. Wenn jeder mitmacht, ist es ein kleiner Schritt für jeden einzelnen, aber ein großer für unsere Umwelt.

Esther Witte

von Esther

Quellen: